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Stadtarchiv Magdeburg untersucht Guerickebrief aus Leipzig

Pressemitteilung der Stadt Magdeburg vom 18. Mai 2021

Seit 2018 erforscht das Projekt „Magdeburger Spuren“ die Stadtgeschichte. Bislang bedeutendster Fund war das älteste Schreiben Otto von Guerickes vom 25. Juni 1625. Nun liegt der Fokus auf einen genau vier Wochen älteren Brief, der in der Forschung zunächst unbekannt war. Das Schreiben aus der Universitätsbibliothek Leipzig entstand im gleichen Zusammenhang und erlaubt weitere Einblicke in die Studienjahre des Wissenschaftlers.

Im Frühjahr 1625 stand der 23 Jahre alte Student Otto Gericke (ursprüngliche Schreibweise seines Namens) vor einer wichtigen Entscheidung. In Leipzig, Helmstedt, Jena und Leiden ausgebildet und gerade von einer Reise durch England und Frankreich zurückgekehrt, plante er die Fortsetzung seines Studiums. Weil es ihm an Geld mangelte, bat er den Rat der Stadt Braunschweig um eine Verlängerung seines Stipendiums.

Der in einer Sammlung der Universitätsbibliothek Leipzig bislang unbeachtet gebliebene Brief vom 29. Mai 1625 gibt neue Einblicke in diese Bemühungen. Guericke konnte den Besuch eines Schwagers in Braunschweig nutzen, um sein Anliegen beim Rat vorzubringen. Es fehlte ihm nur noch die schriftliche Zusage. Der Brief belegt außerdem, dass Guericke seine Zeit in Magdeburg produktiv zu nutzen wusste. In der Studienpause absolvierte er ein Praktikum bei seinem Stiefvater, dem Möllenvogt Christoph Schulze, der zu den führenden Juristen seiner Zeit gehörte.

Magdeburgs Stadtarchivar PD Dr. Christoph Volkmar hat die Quelle erstmals wissenschaftlich untersucht und zeigt sich begeistert: „Nach dem Stück in Braunschweig und einem Ankauf aus der Schweiz ist dies der dritte Neufund zu Otto von Guericke in kurzer Zeit. Da darf man schon von einer Glückssträhne sprechen. Viel wichtiger aber ist mir etwas Anderes: Je dichter unsere Rekonstruktion der Überlieferung wird, umso mehr können wir auf sicherer Grundlage über das Leben in Magdeburg vor der großen Zerstörung von 1631 erzählen, auch als Anregung für die Zukunft unserer Stadt.“ 

Durch das Projekt „Magdeburger Spuren“ ist mittlerweile ein neues Netzwerk entstanden. Quellenhinweise aus ganz Europa gehen im Stadtarchiv Magdeburg ein. Auch die Leipziger Spur ist einem Hinweisgeber zu verdanken. Nach eingehender Untersuchung ist sich Christoph Volkmar, der selbst Geschichte an der Universität Leipzig lehrt, sicher: „Der Leipziger Neufund darf nunmehr als das älteste Original von Guerickes Hand gelten. Eines Tages wird er wohl Aufnahme in die Otto-von-Guericke-Gesamtausgabe finden.“

Die durch Drittmittel geförderte Pilotphase der „Magdeburger Spuren“ ist im Herbst 2020 zu Ende gegangen. Christoph Volkmar hofft aber auf weitere Finanzierungsmöglichkeiten: „Wir möchten das Begonnene fortsetzen, denn wir sind offenbar auf der richtigen Spur.“

Die öffentliche Präsentation des Neufundes muss aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen noch warten. Unter www.magdeburger-spuren.de soll der Brief aber zeitnah zu sehen sein.

Hintergrund

Das Sammeln und Bewahren von authentischen Quellen sind Kernaufgaben eines Stadtarchivs. In Magdeburg ist dies wegen der schweren Überlieferungsverluste von 1631 und 1945 eine besondere Herausforderung. Das Stadtarchiv hat die Verbesserung der Quellenlage zu einem Schwerpunkt seiner Arbeit in den kommenden Jahren erklärt. Denn nur mit Quellen können die Lücken in der städtischen Erinnerung geschlossen werden, um Magdeburgs reiche Vergangenheit zu entdecken und für die Gegenwart verfügbar zu machen.

Das Projekt „Magdeburger Spuren“ unternimmt mit innovativen Methoden der „Digital Humanities“ (Digitale Geisteswissenschaften) eine virtuelle Rekonstruktion des 1631 zerstörten Magdeburger Stadtarchivs. Es wurde 2018-2020 vom Land Sachsen-Anhalt aus Mitteln des Programms Sachsen-Anhalt DIGITAL gefördert.

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