Zum Thema der Ausstellung

VERGRABEN – VERLOREN – GEFUNDEN – ERFORSCHT

Papyrusschätze in Leipzig

Der Titel enthüllt Idee und Konzept, die der Ausstellung und dem Katalog zugrunde liegen. Die Exponate, die alle aus der Papyrus- und Ostrakasammlung der Universitätsbibliothek Leipzig stammen, sind in der Antike VERGRABEN oder auch VERLOREN worden. Zu Beginn des 19. Und 20. Jh. wurden die Papyrus Schätze im Wüstensand GEFUNDEN und in Leipzig ERFORSCHT. Aber auch in Leipzig sind einige Papyri durch Kriegswirren endgültig (?) VERLOREN gegangen, andere sind wieder GEFUNDEN worden und alle werden im Rahmen eingeworbener Drittmittel ERFORSCHT.

Ein besonders wertvoller Schatz ist der berühmte Papyrus Ebers. Der 3600 Jahre alte hieratische Text mit über 800 medizinischen Rezepten wird in fast voller Länge majestätisch inszeniert: Die aneinandergereihten Glastafeln nehmen mit 15 Meter eine ganze Längsseite des Ausstellungsraumes in Anspruch. Durch raffinierte Beleuchtung wird dem Besucher der Eindruck einer Buchrolle suggeriert, denn als solche war der Papyrus Ebers noch völlig intakt 1873 von dem Ägyptologen Georg Ebers nach Leipzig gebracht worden.

Weitere einmalige Stücke sind die älteste bekannte Weltchronik aus dem 2. Jh. n. Chr. sowie der erste Mond-Wahrsagekalender, der bisher für die Antike postuliert, nun aber in Leipzig gefunden wurde. Diese Funde stellen eine kleine wissenschaftliche Sensation dar.

Diese Papyri aus dem griechisch-römisch-byzantinischen Ägypten sind Teil der Alltagsgeschichte(n), welche die Papyri, Ostraka, Pergamente und Papiere in acht Stationen erzählen, gemäß dem Motto: „Von der Wiege bis zur Bahre. Formulare, Formulare…“

Es beginnt mit Schule und Studium, von ersten alphabetischen Schreibversuchen bis zu rhetorischen Übungen. Zeugnisse zu Liebe, Ehe und Scheidung schließen sich an und zeigen, was die Menschen in der Antike beglückte und bedrückte. Eine eigene Station ist der Sklaverei gewidmet, die mit dem antiken Alltag unaufhebbar verbunden ist. Themen sind hier der juristisch abgesicherte Sklavenkauf aber auch die Sklavenflucht. Gewalt und Verbrechen fehlen nicht, sie gehörten schon damals zur erfahrbaren Lebenswelt. Religion und Aberglauben spielen in der antiken Alltagswelt eine sehr wichtige Rolle, wie Liebeszauber und Horoskope verschiedener Art zeigen. Die Menschen versuchten, ihr Schicksal zu beeinflussen, und zwar nicht nur Anhänger der alten Religionen, sondern auch Christen. Briefe als Form der Kommunikation werden ebenfalls behandelt. Ihr Inhalt ist in vielen Fällen unwichtig, es geht oft nur darum, den Kontakt aufrecht zu erhalten. Erstaunt ist man über das Ausmaß der antiken Bürokratie, die alles und jeden erfasste und an einer lückenlosen Registrierung der Bevölkerung zu steuerlichen Zwecken interessiert war. Der Tod und die damit verbundenen Aspekte wie Testament und Bestattung beschließen den thematisch geordneten Teil der Ausstellung. Das Ende eines Lebens bedarf nicht weniger als sein Beginn der Organisation und Verwaltung. Als Hintergrundinformation für die Besucher gibt es eine große Ägyptenkarte, auf der die Exponate mit Fundorten und Kurzbeschreibung verzeichnet sind: So können die Gäste sich informieren, wie die Kulturzeugnisse von der pharaonischen Zeit bis zur Spätantike geographisch und chronologisch die zu verorten sind. Die Herstellung des Beschreibstoffes Papyrus wird ebenfalls erläutert. Fundzustände, Transport und Aufbewahrung werden anschaulich präsentiert. Videoaufnahmen aus der Restaurierungswerkstatt ergänzen das optische Angebot durch bewegte Bilder.