Wissenschaftliche Erschließung der griechischen Handschriften der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) und der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB)
Ziel des Projekts ist die wissenschaftliche Tiefenerschließung der griechischen Handschriften der SLUB Dresden und der SUB Göttingen nach den DFG-Richtlinien Handschriftenkatalogisierung. Die Erschließungsarbeiten sind am Handschriftenzentrum der UB Leipzig angesiedelt.Der Projektbestand umfasst 88 griechische Manuskripte aus der byzantinischen und postbyzantinischen Zeit (66 Vollhandschriften und zehn Fragmente) sowie 88 Zeugnisse westlich-gelehrter Rezeption des griechisch-byzantinischen Patrimoniums aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Die zu bearbeitenden Manuskripte decken ein breites inhaltliches Spektrum ab, das von Bibeltexten, Liturgie und Theologie über antike und byzantinisch-neugriechische dichterische Werke bis hin zu Grammatik, Rhetorik, Lexikographie, Philosophie und Historiographie reicht; auch naturkundliche, mathematische und alchemistische Texte sind enthalten. Hinsichtlich der Altersstruktur der mittelalterlich-byzantinischen Handschriftengruppe weist der Projektbestand mit 34 Stücken eine hohe Anzahl von Stücken auf, die vor dem 15. Jh. entstanden sind. Das Projekt bietet ein großes Potential für eine grundsätzliche Neubewertung der zu bearbeitenden Objekte. Für beide Sammlungen liegen Kataloge des späten 19. Jahrhunderts vor, die einen historischen Wissensstand abbilden und entsprechend überholt sind. Gerade in Bezug auf materiell-kodikologische Daten enthalten beide Kataloge kaum ausreichende Informationen und können den aktuellen wissenschaftlichen Fragestellungen deshalb nur bedingt genügen. Auch die heutige Bestandssituation wird durch die Kataloge nicht zuverlässig abgebildet. Dies betrifft zum einen Neuzugänge und Neufunde, zum anderen Kriegsverluste und Veränderungen des Erhaltungszustands. Eine Tiefenerschließung nach heutigem Standard soll dazu führen, dass die griechischen Handschriften in Dresden und Göttingen von der Forschung erstmals in ihrer überlieferungs- und wissenschaftsgeschichtlichen Bedeutung wahrgenommen werden können. Gleichzeitig wird das Projekt eine Fülle von kodikologisch-historischen Daten liefern, die ein angemessenes Verständnis der jeweiligen Manuskripte in ihrem spezifischen Entstehungs- und Gebrauchskontext überhaupt erst möglich machen.