Ziel des Kooperationsprojekts ist der Aufbau einer zentralen Präsentationsdatenbank für Wasserzeichen, in die digitalisierte Abbildungen von Wasserzeichen mit ihren beschreibenden Metadaten dezentral eingegeben werden können.
Kooperationspartner:
Seit dem Beginn der abendländischen Papierproduktion im Italien des mittleren 13. Jh. ist die Verwendung von Wasserzeichen im christlichen Europa üblich gewesen. Eine auf dem Papierschöpfsieb angebrachte Drahtform sorgte dafür, dass im Papier ein Negativabdruck der Form entstand, der im Gegenlicht sichtbar wurde. Diese Wasserzeichen dienten als Marken-, Herkunfts- und Qualitätszeichen. Aufgrund der kurzen Haltbarkeit der Schöpfsiebe sind Papierwasserzeichen heute für zahlreiche Forschungsdisziplinen eine wertvolle Informationsquelle, um Schriftstücke sehr genau zu datieren oder historisch zu kontextualisieren.
Seit 2004 wird am Handschriftenzentrum der UBL systematisch eine Belegsammlung von Papierwasserzeichen aufgebaut, die inzwischen auf über 5.000 Belege angewachsen ist. Der Schwerpunkt der Belegsammlung liegt bei Papieren bis zur ersten Hälfte des 16. Jh.
Die Leipziger Sammlung hat vor allem das Ziel, eine empfindliche Lücke in den einschlägigen Wasserzeichenrepertorien zu schließen. Denn in Ostdeutschland verwendete Papiere sind weder in den großen gedruckten Wasserzeichenkatalogen noch in den onlinebasierten Findmitteln in nennenswertem Umfang ausgewertet. Da am Leipziger Handschriftenzentrum schwerpunktmäßig Erschließungsprojekte zu Handschriftensammlungen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen durchgeführt werden, bietet es sich an, die ohnehin im Rahmen der Handschriftenerschließung anfallende Papieruntersuchung dahingehend zu nutzen, dass qualitätvolle und für die Nachnutzung bestimmte Wasserzeichenbelege aus ostdeutschen Beständen generiert und über WZIS publiziert werden.
In einer ersten Projektphase (2010-2012) wurde die Wasserzeichen-Belegsammlung des Leipziger Handschriftenzentrums in die neu entwickelte Datenbank eingespeist.
In der jetzigen zweiten Projektphase werden von der UB Leipzig systematisch hochwertige Wasserzeichenbelege generiert und in WZIS eingegeben. Hierfür werden die datierten Papierhandschriften der UBL sowie die frühen Leipziger Drucke aus der Zeit zwischen 1481 und 1520 herangezogen. Es ist mit ca. 4000 neuen Wasserzeichenbelegen zu rechnen, die auf diese Weise der Forschung zur Verfügung gestellt werden. Die Nachweissituation für in Ostdeutschland verwendete Papiere wird damit grundlegend verbessert.
- Christoph Mackert, Papier als historische Informationsquelle. An der UB Leipzig haben die Arbeiten im DFG-Kooperationsprojekt „Wasserzeichen-Informationssystem“ begonnen, in: BIS 3 (2010), H. 3, S. 186–189.
- Christoph Mackert und Corinna Meinel, Vom Verschwinden weißer Flecken. Systematische Erhebung von Wasserzeichen am Handschriftenzentrum Leipzig und ihre Effekte für die Erschließung und Erforschung von Altbeständen, in: Das Wasserzeichen-Informationssytem (WZIS). Bilanz und Perspektiven, hg. von Erwin Frauenknecht, Gerald Maier und Peter Rückert, Stuttgart 2017, S. 87–105.