Ein Garten im Ärmel. Islamische Buchkultur
Die Metapher vom Garten im Ärmel
Die Metapher des Gartens, welche die Ausstellung islamischer Handschriften in der Universitätsbibliothek Leipzig begleitet, entstammt der Feder von al-Jahiz, eines großen arabischen Bibliophilen des 9. Jahrhunderts.
Sie vergegenwärtigt die enge und fruchtbare Bindung zum Buch, auf deren Grundlage die islamische Kultur des Mittelalters erwächst und blüht.
Islamische Buchkultur
Angeregt durch den Ursprungstext Koran, der die islamische Buchkultur begründete, wird das Buch zum Medium, in dem sich die vielfältigen religiösen und säkularen Wissensgebiete und die literarischen Künste entfalten. Indem die islamisch-arabische Kultur das geistige und künstlerische Erbe des Mittelmeerraumes, Persiens und Indiens kreativ rezipiert, ist das Buch schon bald "ein Gefäß voll mit Wissen, Scharfsinn, Scherz und Ernst", wie es al-Jahiz in weiteren bildhaften Worten zu preisen wusste.
Obwohl zahllose Werke aus 1500 Jahren islamischer Geschichte erhalten sind, ist doch jedes handgeschriebene Buch kostbar und einzigartig. In ihm verkörpern sich gelehrte und literarische Traditionen, die über viele Generationen, oft sogar über Jahrhunderte hinweg, lebendig waren. In ihrer äußeren Gestaltung, in Schrift und Einband, ist jede Handschrift darüber hinaus ein Zeugnis künstlerischer und handwerklicher Fertigkeiten, das auf längst untergegangene regionale Produktionsstätten und Buchmärkte verweist.
Die Ausstellung
Die Ausstellung präsentiert wertvolle Stücke aus 1500 Jahren islamischer Buchkultur. Es befinden sich darunter sehr seltene und prachtvolle Stücke, wie ein mit Gold verzierter Koran, der eigens für den Mongolenherrscher Öljeytü angefertigt wurde (1306/7 in Bagdad) oder das "Buch des Schmucks", eine sprach-, kultur- und religionswissenschaftliche Enzyklopädie von Abu Hatim ar-Razi aus dem 12. Jahrhundert. Es werden Handschriften aus der Prophetentradition, aus Rechtswissenschaft, Mystik und Magie gezeigt, ebenso wie naturwissenschaftliche und medizinische Bücher. Das literarische Erbe ist mit Werken aus Poesie und Prosa vertreten.
Herkunft der Exponate
Die Universitätsbibliothek Leipzig besitzt unter ihren ca. 3.200 orientalischen Handschriften ca. 1.800 in den Islamsprachen Arabisch, Persisch oder Osmanisch und damit einen außergewöhnlich reichen Bestand. Die Sammlungen gelangten teilweise schon im 17. Jahrhundert nach Leipzig; sie werden gegenwärtig im Rahmen der Projektförderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft erschlossen (Projektleitung: Prof. Dr. Verena Klemm, Lehrstuhl Arabistik und Orientalische Philologie am Orientalischen Institut der Universität Leipzig). Die Projektergebnisse werden auch im Internet zugänglich gemacht (vgl. www.islamic-manuscripts.net).