Ein 1300 Jahre alter Papyruskodex tritt ans Licht. Das koptische Markusevangelium P.Lips. inv. 3000
Zwei Jahre nach Gründung der Leipziger Papyrussammlung gelangte 1904 eine Kiste mit über 800 koptischen Papyri nach Leipzig, die der Leipziger Ägyptologe Georg Steindorff in Ägypten erworben hatte. Damals konnte noch niemand ahnen, dass sich in dieser "Kiste XII" die Überreste eines ganzen Kodex aus Papyrus, also eines in Lagen gebundenen Buches, befanden.
Die Entdeckung dieser Sensation in der Universitätsbibliothek Leipzig war erst den Fachleuten möglich. Koptologinnen und Koptologen filterten 2008 auf einer Sommerschule aus anderen koptischen Fragmenten die zusammengehörigen heraus und stellten fest: Das alte Buch enthielt den Text eines der vier Evangelien des Neuen Testaments, und zwar den nach Markus.
Beinahe 1300 Jahre nach seiner Niederschrift konnte dieser koptische Text des Markusevangeliums erforscht und für die wissenschaftliche Edition vorbereitet werden. Die Fragmente – manchmal eine halbe Buchseite, manchmal nur ein Schnipsel – wurden zu einem neuen Buch zusammengefügt.
Es ist das Glanzstück der Kabinettausstellung vom 23. Juni bis 28. August 2022.
Eröffnungsvortrag am 23. Juni 2022
Die Ausstellung wird am 23. Juni um 18 Uhr mit dem Vortrag "Das koptische Markusevangelium. Eine Handschrift wird gerettet" von Dr. Anne Boud'hors (IRHT Paris) eröffnet: Die UB Leipzig besitzt eine koptische Handschrift des Markusevangeliums. Ihre zahlreichen Fragmente gehörten zu einem Codex aus Papyrus, der wahrscheinlich aus dem 7. Jh. stammt. Die Untersuchung dieser Fragmente führte zu der Erkenntnis, dass es sich um einen wichtigen Zeugen der älteren koptischen Übersetzung des Evangeliums handelt. Die Fragmente der Handschrift wurden einander zugeordnet. Durch einen Kunstgriff der Restaurierung lässt sich dieser Codex aus Papyrustafeln heute umblättern wie ein Buch.
Der Vortrag ist in englischer Sprache.
Im Anschluss wird es einen kleinen Empfang geben.