Ritter, Mönche, Professoren. Funde aus der Fragmentsammlung der Universitätsbibliothek Leipzig
Ausstellung ohne Katalog
Zum Thema
Fragmentsammlungen findet man in allen Bibliotheken mit umfangreichen Altbeständen. Ihre Existenz verdanken sie einer frühen Form des Recyclings: Wenn man im Mittelalter oder der frühen Neuzeit ein Buch nicht mehr brauchte, warf man es nicht einfach weg. Pergament und (ab der Mitte des 14. Jahrhunderts) Papier waren kostbare und strapazierfähige Materialien und wurden entsprechend weiterverwendet. Vor allem die Buchbinder nutzten die Blätter ausgesonderter Bücher: sei es als Einbandbezug, als Beklebung für die Innenseiten der Buchdeckel, als Schutzblätter oder - zu Streifen geschnitten - als Falzverstärkungen und stabilisierende Rückenhinterklebungen. Seit dem 19. Jahrhundert wurden solche in den Einbänden verarbeiteten Fragmente wieder ausgelöst. Hintergrund war die Suche nach Resten ansonsten vernichteter Schriften. Dies war die Geburtsstunde der Fragmentsammlungen, welche im Lauf der Zeit zum Beispiel durch die Restaurierung alter Bücher weiter anwuchsen. In den Jahren 2008 bis 2010 wurde die umfangreiche Fragmentsammlung der Universitätsbibliothek Leipzig systematisch gesichtet und inventarisiert. Aus dem Bestand von über 720 Fragmentsignaturen zeigte die Kabinettausstellung sieben herausragende Einzelfunde. Präsentiert wurden unter anderem die älteste abendländische Handschrift aus der Zeit um 700 mit sehr frühen deutschsprachigen Randeinträgen, Fragmente einer frühen Handschrift des Artusromans "Parzival" von Wolfram von Eschenbach, die als einzige bislang bekannte Parzival-Handschrift des 13. Jahrhunderts Bildinitialen enthalten hat, das Prüfungsheft eines Leipziger Universitätslehrers aus der Mitte des 15. Jahrhunderts und ein studentischer Belegzettel für das Baccalar-Examen an der Leipziger Universität aus dem Wintersemester 1468.
Ausgewählte Exponate
Kabinettausstellung in der Bibliotheca Albertina
- Laufzeit: 30.05.–08.07.2011
- Kuratiert von Christoph Mackert